Am Anfang war Karen Spiegel skeptisch: Da waren viele Patienten, die alle naturmedizinisch behandelt werden wollten, die nach Akupunktur fragten. Sie war zu diesem Zeitpunkt ausgebildete Ärztin, hatte einige Jahre Berufserfahrung – mit alternativen Verfahren war sie aber noch nie in Berührung gekommen. 1989 jedoch, bei der Bundeswehr, stieß sie mit ihrem Wissen an Grenzen.
Ihre erste Reaktion: „Naturheilverfahren? Das ist doch Quatsch.“ Doch dann kam ein Patient in die Praxis, der vor Rückenschmerzen kaum laufen konnte. Eine der Ärztinnen behandelte ihn mit Akupunktur. „Der Mann ging aufrecht wieder aus dem Behandlungszimmer und fühlte sich sichtlich besser – und das alles durch wenige Nadeln“, erinnert sich Karen Spiegel. Das war ihr Schlüsselerlebnis.
Sie startete bald darauf eine Zusatzausbildung im Eilverfahren. Jedes Wochenende standen nun Fortbildungen auf dem Programm, zunächst in Akupunktur, später in Naturheilverfahren.
Bis dahin sah der Weg von Karen Spiegel anders aus. Sie wusste früh, dass sie Ärztin werden will. Als sie jedoch mit 16 Jahren einen Schwesternhelferkurs machte, berührten sie die Situationen der schwerkranken Patienten oft zu sehr. Sie schwenkte zunächst um, machte eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin. Häufig hatte sie dabei mit Krebspatienten zu tun und merkte: Ich will mehr, ich will Menschen helfen. Ihr Herz schlug längst für die Innere Medizin.
So begann sie doch noch ihr Medizinstudium in Kiel, schrieb ihre Doktorarbeit, arbeitete in der Chirurgie und einer Hautklinik – und all das, ohne mit alternativen Heilverfahren in Berührung zu kommen.
Um mehr Zeit für ihre Familie zu haben, verließ sie den Klinikalltag schließlich, wurde Vertragsärztin am Marinestützpunkt der Bundeswehr in Kiel. Dort merkte sie: Es gibt auch noch andere Seiten der Medizin. Ein zweites Erlebnis überzeugte sie vollends von den Alternativen zur Schulmedizin: Ihr Sohn litt unter Neurodermitis – einer chronischen Hautkrankheit.
Die Ärzte, die sie aufsuchten, verschrieben Cortison zur Linderung der Symptome, die Wurzel des Übels bekamen sie jedoch nicht zu packen. Bei einer Fortbildung lernte Karen Spiegel schließlich einen Kollegen kennen, der mit der Bioresonanztherapie arbeitete. Sie wagte den Versuch mit ihrem Sohn.
Das Prinzip der Therapie: Durch das Austesten bioenergetischer Informationen wird festgestellt, welche Nahrungsmittel der Patient verträgt und welcher er nicht optimal verstoffwechseln kann. In der Folgezeit meidet er unverträgliche Nahrungsmittel. Mit der Bioresonanztherapie können zudem elektromagnetische Fehlinformationen korrigiert werden.
Nach dreimonatiger Behandlung waren bei Karen Spiegels Sohn alle Hautprobleme vollständig abgeklungen. Er hatte keine Unverträglichkeiten mehr. Und Karen Spiegel lernte weiter. Heute schwört die Ärztin auf die Kombination aus Schulmedizin und Naturheilverfahren.
Bei der Schulmedizin laufe die Behandlung nach Leitlinien ab, erklärt sie: Ist der Blutdruck eines Patienten zu hoch, wird leitlinienentsprechend ein standardisiertes Medikament verabreicht. „Bei Naturheilverfahren hat man mehr Entscheidungsspielraum und Möglichkeiten, auf die Bedürfnisse des Patienten einzugehen.“ Diese Methoden können parallel zu schulmedizinischen Therapien Anwendung finden. Oft können so Medikamente reduziert werden.
Ein Ziel steht in der Praxis für Karen Spiegel nach Jahrzehnten immer noch unverändert im Vordergrund: Sie will den Menschen helfen, und dafür möchte sie die besten Möglichkeiten parat haben.
Wenn Sie nicht in der Praxis sind, findet man Sie…
…draußen, beim Laufen oder Walken. Ich gehe gern in die Natur, um den Kopf frei zu bekommen. Ich sitze auch oft im Strandkorb in unserem Garten und beobachte die Kaninchen und Meerschweinchen meiner Tochter oder lese gerne.
Was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie nicht Medizin studiert hätten?
Vielleicht hätte ich Kunst studiert. Das ist ein ähnliches Denken wie als Ärztin: Man beobachtet viel und sieht den Menschen mit sich und seiner Umwelt. Schon früher habe ich oft die Samstage in Ausstellungen verbracht.
Wer ist Ihr Vorbild?
Ich habe keins.
Drei Dinge, die Sie in Ihrem Leben auf jeden Fall noch sehen, lernen oder erleben wollen?
Ich möchte gerne verfolgen, wie meine Kinder ihr Leben leben. Ich würde gern mit meinem Mann mal einen längeren Urlaub in der Toskana machen. Und: Gesundheit und Zufriedenheit.
Was würden Sie zuerst aus Ihrem brennenden Haus retten?
Wenn noch Personen drin wären, dann natürlich die. Ansonsten liebe ich ein dänisches Keramikwerk, das die vier Jahreszeiten darstellt. Das würde ich auch retten wollen.
Ihr Lebensmotto:
Immer das Positive sehen – diese Einstellung habe ich von meiner Oma geerbt. Es gibt in allem etwas Gutes, davon bin ich überzeugt.
Lehrauftrag für Akupunktur und Naturheilverfahren an der Universität Kiel.