Ihre ersten praktischen Schritte als Medizinerin machte Iris Hanopulos-Neumann in Neumünster. Zehn Jahre lang absolvierte sie im Klinikum dort ihre Facharztausbildung, baute unter anderem eine Diabetesstation auf und entschied dann: Ich möchte noch weitergehen.
Sie wechselte in die ambulante Praxis, mit dem Ziel, sich noch andere Behandlungsmethoden zu erschließen. Denn immer wieder waren Patienten zu ihr gekommen mit Beschwerden, die sich jedoch nicht als Auffälligkeiten im medizinischen Befund zeigten. In der Klinik war indes für alternative Ansätze kaum Platz.
Sind die Messwerte normal, wird der Patient nach Hause geschickt – so sieht es im Praxisalltag häufig aus. Nahezu täglich habe sie solche Schlüsselerlebnisse gehabt, erinnert sich Iris Hanopulos-Neumann. Das wollte sie für sich nicht mehr akzeptieren.
Die Medizinerin wechselte in die ambulante Praxis, lernte über Kollegen und Fortbildungen verschiedene alternative Heilmethoden kennen – wie die Akupunktur; sie bildete sich weiter und merkte schnell: Das ist das, was ich wollte.
Die alternativen Therapieformen, die zu einem großen Teil aus der chinesischen Medizin kommen, ermöglichen es ihr heute, die Patienten ganzheitlich zu betreuen. In der chinesischen Medizin werden alle Organsysteme untersucht – sehen, hören, riechen und schmecken gehört zur Diagnose dazu. Der Körper wird in seiner Gesamtheit betrachtet: Jedes Detail, jedes Symptom weist in eine bestimmte Richtung. Diese Herangehensweise gefiel der Ärztin aus Kiel.
In der Akupunktur, der Naturheilkunde und der Psychotherapie erarbeitete sich Iris Hanopulos-Neumann darüber hinaus über Jahre Zusatzqualifikationen. Diese ermöglichen es ihr nun, den Menschen in seinem Kontext sehen, familiäre Hintergründe und die berufliche Situation in die Diagnose einzubeziehen. Heute hat die Ärztin somit viel mehr Möglichkeiten zur Hand, um Krankheiten zu behandeln und den Menschen langfristig zu helfen.
Wenn ein Patient über Beschwerden klagt, kann sie sich Zeit nehmen, mögliche Hintergründe der Probleme erfragen und dann festlegen, welche Behandlungsmethode die geeignete ist, erklärt Iris Hanopulos-Neumann.
Die Behandlung im Ärztlichen Zentrum für Chinesische Medizin (ZCM) sei oft das genaue Gegenteil vom „normalen“ Praxisalltag des Allgemeinmediziners, der manchmal über 100 Patienten am Tag behandeln muss. Hier gehe es um Ruhe, Zeit, Entspannung – und darum, den Patienten genau kennen zu lernen.
Im ZCM stehen daher pro Tag nur wenige Patienten auf dem Terminkalender. Oft zeigt sich bei der Untersuchung dann, dass tatsächlich etwas im Körper nicht rund läuft – und das, obwohl der Befund nach der schulmedizinischen Untersuchung unauffällig war.
Alternative Verfahren und die klassische Schulmedizin – Iris Hanopulos-Neumann wendet in der Praxis am Lorentzendamm heute beide Möglichkeiten an. Die Kombination ist reizvoll für sie.
Ein Beispiel: „Wenn jemand Asthma hat und einen Anfall, würde ich das schulmedizinisch angehen. Naturheilverfahren würden aber ergänzend bewirken, dass der Patient auf Dauer weniger Anfälle hat und weniger Medikamente nehmen muss.“ Jede Methode habe ihre Vorteile.
Heute muss Iris Hanopolus-Neumann jedenfalls kaum noch jemanden mit Schmerzen nach Hause schicken.
Wenn Sie nicht in der Praxis sind, findet man Sie…
…irgendwo draußen. Im Sommer am Strand, auf dem Surfbrett oder dem Tennisplatz.
Was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie nicht Medizin studiert hätten?
Vielleicht Übersetzerin oder Dolmetscherin. Ich bin sehr spracheninteressiert.
Wer ist Ihr Vorbild?
Mein Chef in der Inneren Medizin im Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster, Prof. Dr. Hans-Christian Drube, weil er ein hervorragender, sehr verantwortungsbewusster Internist war. Von ihm habe ich nicht nur fachlich viel gelernt, sondern auch den respektvollen Umgang mit den Patienten.
Drei Dinge, die Sie in Ihrem Leben auf jeden Fall noch sehen, lernen oder erleben wollen?
Ich möchte gerne noch alle griechischen Inseln bereisen – einmal mit dem Schiff quer durch das ägäische Meer. Ich würde gerne sehen, dass meine Kinder glücklich und zufrieden sind, und ich würde gerne Wellenreiten lernen.
Was würden Sie zuerst aus Ihrem brennenden Haus retten?
Yin und Yang, meine beiden Wellensittiche, die können sich ja nicht allein aus ihrem Käfig befreien.
Ihr Lebensmotto
Man sollte es sich immer möglichst gut gehen lassen und sich nicht mehr Stress machen, als unbedingt nötig.
Lehrauftrag für Akupunktur und Naturheilverfahren an der Universität Kiel.