Im Vergleich zu klassischen naturheilkundlichen Methoden, wie der Eigenblutbehandlung und der Homöopathie, handelt es sich bei der orthomolekularen Medizin um eine relativ junge Methode. Erst 1978 wurde diese Methode in den USA als offizielles Heilverfahren anerkannt.
Der Begriff „orthomolekular“ setzt sich aus dem griechischen Wort „ortho“ für gerade im Sinne von richtig, und dem lateinischen Wort „molecula“ für kleiner Teil der Masse, im Sinne von Baustein des Gesamten, zusammen. Es geht also um die richtige Zusammensetzung der Bausteine, um die Gesundheit zu erhalten oder wieder herzustellen.
Nach schweren, körperlichen Belastungen reichen manchmal die körpereigenen Reserven nicht mehr aus – beispielsweise nach großen Operationen, Krebsbehandlungen oder schweren Infekten.
Aber auch psychische Traumata oder lang anhaltenden Überbelastungen des Körpers und der Psyche – wie die Pflege eines Angehörigen, verbunden mit einer finanziellen Notlage, eigenen gesundheitlichen Problemen und einer Schieflage der familiären Situation – können den Körper an seine Grenzen bringen. Der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und anderen Substanzen ist dann erhöht.
Nach schweren Belastungen kommt es oft zu verschiedenen Krankheitsbildern, die schulmedizinisch nicht richtig greifbar sind und die auf einem Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen beruhen.
Hier kommt die orthomolekulare Medizin zum Einsatz, indem die erforderlichen „Bausteine“ ermittelt, und in der richtigen Zusammensetzung ersetzt werden. Es kommt zu einer schnelleren Genesung und zum Verschwinden der mangelbedingten Symptome. Die Kraft für den Alltag kehrt zurück.
Nach einer ausführlichen Krankheitsanamnese und einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung, werden je nach Bedarf die Vitamine wie Vitamin A, B1, B2, B3, B5, B6, B9, B12, B15, C, D2, D3, E, H, vitaminähnliche Stoffe, Mineralien wie Calcium, Magnesium, Natrium, Kalium, Spurenelemente wie Eisen, Jod, Mangan, Selen, Zink und andere Stoffe, einzeln, nacheinander oder in sinnvoller Kombination verordnet.
In der Regel werden Tabletten, Kapseln oder wasserlösliche Granulate gegeben. Diese sind über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Monaten einzunehmen. Dann wird in der Regel pausiert. Die Behandlung kann mehrfach wiederholt werden.
Die Behandlung ist für jeden geeignet, solange das vorliegende Krankheitsbild berücksichtigt und die Substanzen entsprechend „richtig“ zusammengesetzt werden.
Lehrauftrag für Akupunktur und Naturheilverfahren an der Universität Kiel.