Ansätze der klassischen Ordnungstherapie gab es bereits in der Antike in den Hochkulturen Griechenlands, Chinas und Persiens. Hippokrates verstand Krankheit als Ungleichgewicht der Körpersäfte, Konfuzius lehrte eine nach Ausgewogenheit und Ordnung strebende Lebensphilosophie; aus der Akupunkturlehre ist die zirkadiane (periodische/rhythmische) Ordnung der Organuhr bekannt, die für jede Organfunktion ein tageszeitlich definiertes Aktivitätsmaximum vorlegt.
Das moderne Konzept der Ordnungstherapie geht auf Sebastian Kneip (1821-1897) zurück. Er lehrte: „Im Maße liegt die Ordnung; jedes Zuviel und jedes Zuwenig setzt an Stelle von Gesundheit Krankheit“
Menschen, die unter Stress leiden, überfordert sind, über längere Zeit Raubbau an ihrem Körper betrieben haben und zu einer ausgeglichenen, gesunden Lebensweise zurückfinden wollen, kann eine Ordnungstherapie helfen.
Aber auch Patienten, die von einer Krise, einem schlimmen Erlebnis oder einer schweren Krankheit aus der Bahn geworfen wurden, hilft die Therapie, ihren Alltag wieder in den Griff zu bekommen. Die Ordnungstherapie kann auch als Gesundheitsvorsorge dienen, gegen Schlafstörungen oder psychosomatische Erkrankungen helfen.
Krank sein passt nie! Eine leichte Erkrankung ist immer lästig, eine schwere Erkrankung bringt das Leben völlig in Unordnung. Der Alltag ändert sich, die Arbeitskraft des Erkrankten am Arbeitsplatz und in der Familie müssen ersetzt werden, die Kinderbetreuung ist eventuell nicht mehr gewährleistet, dem Erkrankten stehen Krankenhausaufenthalte und Ähnliches bevor.
Das Resultat sind Verzweiflung, Angst und Erschöpfung. Umgekehrt ist auch immer wieder zu beobachten, dass ein Leben in Unordnung zu Erkrankungen führt.
Die Behandlung basiert auf einer psychotherapeutischen, etwa halbstündigen Gesprächstherapie, mit dem Ziel die unbewussten, irrationalen Motivationen und Konzepte, Konditionierungen, Konflikte und Ängste zu erhellen, diese gemeinsam zu analysieren und zur Eigenverantwortung zu motivieren.
Wenn das „Chaos“ erst einmal beseitigt ist und alles wieder in geregelten Bahnen läuft, steht dem Genesungsprozess nichts mehr im Wege. Auch bei unlösbar erscheinenden Situationen genügen oft drei bis fünf therapeutische Gespräche, um neue Perspektiven zu erkennen.
Für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen, psychotischen Störungen oder medikamentenpflichtigen psychischen Grunderkrankungen ist diese Therapieform nicht ausreichend. Hier muss eine fachärztlich psychiatrische Behandlung erfolgen.
Lehrauftrag für Akupunktur und Naturheilverfahren an der Universität Kiel.